Gedanken zu Elternarbeit mit Eltern mit MigrantInnenhintergrund

Persönlichkeitsbildung und Kommunikation

Wir leben Vielfalt!

Vielfalt ist unsere Zukunft!

Ich danke den TeilnehmerInnen,

die am Seminar Diversität am 23.4.2017 teilgenommen haben!

 

Unser erster Schritt ist es herauszufinden, welche Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen Migranteneltern „mitbringen“!  Mittels Situations- und Bedarfsanalysen  helfen uns dabei verschiedene Formen der Elternarbeit „auszuprobieren“ und umzusetzen. Besonders wichtig sind uns die Reflexionen im Team und auf die verschiedenen Erfahrungswerte einzugehen.  Für uns bedeutet die Aufnahme von Migrantenkindern  eine besondere Herausforderung:  aufgrund der Verständigungsprobleme, der verschiedenen Bräuche und Religionen! Wir sehen und leben dies als  Bereicherung: neue Lernerfahrungen durch die kulturelle Vielfalt!  Wir gehen auf die jeweiligen Familien offen und unvoreingenommen zu, denn Familien aus den jeweiligen Herkunftsländern z.B. der Türkei können unterschiedlich sein, d.h. von kurdischer oder armenischer Abstammung, nicht oder extrem religiös, integrationsbereit oder nicht, mit sehr konservativen oder sehr progressiven Erziehungsvorstellungen.  Wir,  PädagogInnen und BetreuerInnen gehen von uns aus auf  MigrantInnen zu! Wir investieren  Zeit in den Aufbau einer Erziehungspartnerschaft, oft  „brauchen“  wir mehr Zeit für diese Arbeit als dies bei österreichischen Eltern nötig ist. MigrantInnen, insbesondere wenn sie nicht aus der EU kommen und erst seit kurzem in Österreich leben, wissen wenig über das österreichische Bildungssystem. Sie kommen mit unklaren Vorstellungen von Kindergarten – Kindergruppen – Tageseltern bei uns an! Sie wissen nicht, was dort mit ihren Kindern "geschieht“! Sie sehen Betreuungseinrichtungen nicht als Bildungseinrichtung!  Sie wollen ihre Kinder nicht so früh wie möglich anmelden! Sie haben unrealistische Erwartungen besonders betreffend des Deutschlernens, in ihren Familien sprechen sie meist in ihrer Herkunftssprache! Sie meiden den privaten Kontakt zu ÖsterreicherInnen und nutzen kaum deutschsprachigen Medien.  So gestaltet sich die (Eltern-) Arbeit mit Migrant/innen aufgrund der Verständigungsprobleme und der unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen als eine besonders anspruchsvolle Herausforderung. Zudem haben viele Ausländer Diskriminierung, z.B. bei Behördenkontakten, erlebt und befürchten ähnliche Erfahrungen in der Kindergruppe zu machen.  MigrantInnen sind eher misstrauisch und viel unsicherer als österreichische Eltern. Dies wird in der Folge sehr oft als Desinteresse oder gar Ablehnung missverstanden.  Einen wesentlichen Teil unserer Arbeit bildet das Anmeldegespräch:  Wir erklären MigrantInnen  bei den ersten Kontakten, "was" ein Kindergarten ist, die Ziele und Aufgaben eines Kindergartens, die pädagogische Arbeit und die Wichtigkeit der Kooperation mit den Eltern. Beispiele aus unserer Praxis, die bei den Eltern sehr gut ankommen:  Im Vorraum ein Plakat mit Grußformeln in verschiedenen Sprachen aufhängen! Eine Elternecke mit Broschüren und Faltblätter in verschiedenen Sprachen : Broschüren über Kindertagesbetreuung oder über die Bedeutung einer frühzeitigen Sprachförderung in verschiedenen Sprachen!  Eine Fotowand mit Kommentaren in verschiedenen Sprachen!  Vor dem Anmeldegespräch wird von uns abgeklärt, ob die MigrantInnen ausreichend Deutsch sprechen oder, ob sie eine/n Dolmetscher/in mitbringen oder ob wir eine/n Dolmetscher/ besorgen müssen! Betreuungsvertrag, Merkblätter und eine Liste, was das Kind am ersten Kindergartentag mitbringen muss werden übersetzt oder sind nach Möglichkeit  in mehreren Sprachen vorhanden. Beim Aufnahmegespräch werden neben der Entwicklung und besonderen Bedürfnissen des jeweiligen Kindes auch die Lebensbedingungen der Familie und die Migrationserfahrungen der Eltern erfasst. Wechselseitigen Erwartungen und Wünsche hinsichtlich der Erziehung des Kindes und der Zusammenarbeit von Eltern und Pädagog/Innen und Betreuer/Innen werden diskutiert. Da unsere Kindergruppen immer wieder von Kindern  vieler Migrant/innen aus einer bestimmte Region genutzt werden, arbeiten bei uns  Mitarbeiter/Innen  aus diesem Kulturraum. Gemeinsam erarbeiten wir, wie die Entwicklung der Mehrsprachigkeit beim jeweiligen Kind gefördert werden kann, was für seine Integration in die Kindergruppe (und in die österreichische Gesellschaft) hilfreich ist und wie sich die Eltern als Fachpersonen für die Erstsprache einbringen können. Elterngespräche werden oft und können jederzeit geführt werden, da Elterngespräche in unseren Augen die Grundlage für eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft bilden.  Wir gehen in den Gesprächen auf die religiöse Erziehung/Feste/Bräuche in unseren  Kindergruppen ein. Den Eltern wird verdeutlicht,  dass nicht nur christliche Feste in den Kindergruppen  gefeiert werden, sondern auch in den "normalen" Kigru-Alltag“  immer wieder christliche Elemente /Werte einfließen.  Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Eltern dies sehr gerne annehmen und vor allem, wenn ihnen dies klar ist, fordern sie nicht, dass ihr Kind von derartigen Aktivitäten ausgeschlossen wird. Offenheit und Neugierde auf das „Anderssein – als Reichtum“ wird beiderseits gepflegt!

Da viele MigrantInnen noch nie einen Kindergarten gesehen haben, kommt beim Anmeldegespräch dem Rundgang durch die Einrichtung eine besondere Bedeutung zu. Die Eltern sollten sich die Räume in Ruhe anschauen können und ausreichend Zeit für Fragen haben. Aber auch Vorbesuche der Eltern und ihres Kindes in einer Gruppe ("Schnuppertage") sind sinnvoll, da sie dann einen Eindruck von den Abläufen in dem Kindergarten und von der pädagogischen Arbeit bekommen.

Den - oft überbehüteten - Kindern wird so der Übergang von der Familie in den Kindergarten erleichtert.

Wenn der Vorbesuch in den Randzeiten stattfindet (wenn also nur wenige Kinder in der Gruppe sind), kann sich eine Fachkraft um die Eltern kümmern (etwas zu trinken anbieten, den Sinn von Angeboten erklären, Fragen beantworten usw.), während die andere versucht, das jeweilige Kind in die Gruppenaktivitäten einzubeziehen.

Zum Wohlbefinden der Migrant/innen trägt bei, wenn die Eltern während der Eingewöhnungszeit ihres Kindes im Kindergarten bleiben dürfen und dort z.B. in einem Elterncafé von "alten" Kindergarteneltern betreut werden, wenn der Kontakt zu anderen Migrant/innen seitens der Erzieher/innen gefördert wird oder wenn sie in der Kindergruppe hospitieren können. Zum einen wird die Hospitation von den Eltern als eine Art "Vertrauensbeweis" verstanden. Zum anderen macht die Erzieherin ihre pädagogische Arbeit transparent, ohne sie verbal beschreiben zu müssen - was ja bei Migrant/innen mit schlechten Deutschkenntnissen nur schwer möglich oder mit einem hohen Aufwand verbunden ist.

Tür- und Angel-/ Termingespräche Bei Migrant/innen ist es oft schwieriger als bei österreichischen Eltern, eine Vertrauensbasis aufzubauen.

Hierzu sollte ganz bewusst die Bring- und Abholzeit genutzt werden: Werden die Migrant/innen freundlich begrüßt und verabschiedet, wird immer wieder versucht, mit ihnen einige Worte zu wechseln, oder wird - bei sehr schlechten Deutschkenntnissen - zumindest nonverbal mit ihnen kommuniziert (indem ihnen z.B. Bilder oder Bastelarbeiten ihres Kindes gezeigt werden), dann wird langsam eine Erziehungspartnerschaft entstehen.

Da manche Migrant/innen schüchtern sind, sich ihrer schlechten Sprachbeherrschung schämen oder nicht wissen, ob sie sich mit bestimmten Problemen (z.B. "unverständliche" Schreiben von Behörden, auszufüllende Formulare, finanzielle Belastungen) an die Erzieher/innen wenden "dürfen", sollten die Fachkräfte vor allem dann auf die Eltern zugehen, wenn diese zögerlich sind bzw. so schauen, als ob sie etwas sagen oder fragen wollen. Wenn dann Tür- und Angel-Gespräche (oder die Deutschkenntnisse) nicht ausreichen, sollte ein Besprechungstermin vereinbart werden (zu dem dann ein/e Dolmetscher/in besorgt werden kann).

Es ist sinnvoll, immer wieder zu überprüfen, ob man nicht einige Migranteneltern meidet, weil man sich z.B. mit ihnen kaum verständigen kann. Besonders wichtig ist die Selbstbeobachtung: Wie gehe ich mit Migrant/innen im Vergleich zu österreichischen Eltern um? Kann ich mich in ihre Lebenslage und in ihren Erfahrungshintergrund hineinversetzen? Gehe ich auf ihre Gefühlssituation ein? Kann ich ganz andere Werte, Normen, Geschlechtsrollenleitbilder und Erziehungsstile akzeptieren? Oft ist es sinnvoll, solche Fragen offen im Team zu diskutieren. Manchmal nehmen die Kolleg/innen etwas wahr, was einem selbst gar nicht bewusst ist.

Vor allem bei Entwicklungs-, Beratungs- und Konfliktgesprächen ist der unterschiedliche kulturelle Hintergrund zu berücksichtigen, der ansonsten leicht zu Missverständnissen führen kann.

So sind Migrant/innen oft nicht bereit, sofort irgendwelche Entscheidungen (z.B. hinsichtlich einer besonderen Förderung ihres Kindes oder des Besuchs einer Beratungsstelle) zu fällen, sondern wollen das Problem erst ausführlich in der (erweiterten) Familie diskutieren. Mütter, die alleine zu einer Besprechung gekommen sind, haben zudem häufig keine Entscheidungskompetenz.

Auch die Frage, wer bei Beratungs- und Konfliktgesprächen dolmetscht, muss sensibel geklärt werden. Oft möchten die betroffenen Eltern nicht, dass wie sonst andere Kindergarteneltern übersetzen, weil diese nicht von ihren Problemen erfahren sollen. Außerdem ist zu beachten, dass zumeist eine "freie" Übersetzung erfolgt und insbesondere dann Missverständnisse auftreten können, wenn auch der Dolmetscher nur über geringe Deutschkenntnisse verfügt.

Generell werden die Eltern Anregungen der Erzieherin hinsichtlich der Erziehung und Bildung ihres Kindes oder bezüglich besonderer Förderangebote eher aufgreifen, wenn sie merken, dass diese ein positives Bild von ihrem Kind hat - also nicht auf Defiziten (z.B. mangelnde Deutschkenntnisse) fokussiert, sondern auf Kompetenzen (z.B. Mehrsprachigkeit, Leben in zwei Kulturen, Bewältigung der Migration und den damit verbundenen Transitionen).

Ist eine durch Vertrauen und Offenheit gekennzeichnete Erziehungspartnerschaft entstanden, bitten Migrant/innen gelegentlich auch von sich aus um Termine für Beratungsgespräche. Neben Erziehungsschwierigkeiten werden dann häufig Integrationsprobleme thematisiert. Die Erzieher/innen können jedoch nur begrenzt Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und Unterstützung bieten. In vielen Fällen werden sie die Eltern an zuständige Behörden, Beratungsstellen und andere psychosoziale Dienste weitervermitteln müssen, wobei nicht der Eindruck entstehen darf, dass sie die Familien "abschieben" möchten. Insbesondere bei einem hohen Ausländeranteil in der Einrichtung sollte sich der Kindergarten mit Ausländeramt, Migrationsdiensten, Kulturvereinen, Ausländerbeirat usw. vernetzen, um schnell und unbürokratisch auf ihre Dienste zurückgreifen zu können. Manchmal lassen sich deren Angebote  z.B. Sprachkurs, Sprechstunde, Beratung auch in den Kindergarten hineinholen.

Sprachförderung als gemeinsame Aufgabe Migrant/innen haben oft hohe Erwartungen hinsichtlich ihrer Kinder (z.B. dass diese später studieren werden), kennen aber nicht das österreichische Bildungssystem und sind sich nicht bewusst, wie wichtig die perfekte Beherrschung der deutschen Sprache für den Schulerfolg ist.

Erzieher/innen müssen deshalb zum einen relevante Informationen über das Bildungswesen vermitteln und zum anderen die Eltern motivieren, ihre Kinder so früh wie möglich die deutsche Sprache lernen zu lassen. In diesem Zusammenhang sollte ihnen auch verdeutlicht werden, wie wichtig eine gute Schulbildung ist und dass die Voraussetzungen dafür in Familie und Kindergarten gelegt werden. So wird das Interesse der Eltern am pädagogischen Angebot der Einrichtung gefördert.

Hinsichtlich des Deutschlernens sollten Erzieher/innen

  • die Eltern motivieren, selbst besser Deutsch zu lernen. Viele Migrant/innen kennen nicht die Angebote vor Ort. Manchmal ist es auch sinnvoll, einen Sprachkurs nur für Mütter im Kindergarten oder in den Kulturräumen einer Moschee anzusiedeln. Muslimische Frauen aus streng religiösen Familien erhalten eher die Erlaubnis, an solchen Kursen als z.B. an Angeboten der Volkshochschule teilzunehmen, da ein Kontakt zu Männern ausgeschlossen werden kann. Besonders positiv wirkt sich aus, wenn z.B. der Imam der örtlichen Moschee oder ein Migrantenverein zum Besuch von Sprachkursen motiviert. Migrant/innen, die Analphabeten sind, sollten auch auf Alphabetisierungskurse aufmerksam gemacht werden.
  • die Eltern anhalten, ihr Kind zu Hause mit der deutschen Sprache zu konfrontieren, indem z.B. gemeinsam deutsche Kindersendungen im Fernsehen angeschaut, CDs mit deutschsprachigen Märchen, Liedern und Geschichten angehört. Der Kindergarten kann die Migrantenfamilien finanziell entlasten, indem er Medien aus dem eigenen Bestand zur Ausleihe anbietet.
  •  In manchen Familien gibt es überhaupt keine Bücher; hier muss den Eltern oft erst gezeigt werden, wie man z.B. Bilderbücher sinnvoll einsetzt.

Wichtig ist, dass die Muttersprache der Migrant/innen nicht entwertet wird. Da sich das Beherrschen der Herkunftssprache positiv auf den Erwerb der Zeitsprache Deutsch auswirkt, sollte auch erstere aktiv gefördert werden: Dazu brauchen Erzieherinnen die Hilfe der Eltern. Wenn sie Eltern ansprechen und bitten, im Kindergarten Bilderbücher in ihrer vertrauten Sprache vorzulesen oder Geschichten zu erzählen, fühlen sich auch die Eltern angenommen und akzeptiert. Sie können ein Stück 'Heimat' in den Kindergarten- oder Hortalltag einbringen und eigene sprachliche Kompetenzen einsetzen. So sollten in der Einrichtung Bilderbücher und andere Medien in der jeweiligen Herkunftssprache vorhanden und möglichst auch ausleihbar sein. Die Eltern gewinnen so den Eindruck, dass Bilingualität seitens des Kindergartens positiv gesehen und gefördert wird.

Interkulturelle Erziehung Migrant/innen sollten wie österreichische Eltern gelegentlich in die pädagogische Arbeit des Kindergartens einbezogen werden: So können sie eingeladen werden, in die Gruppe zu kommen, um den Kindern Grußformeln, Reime oder Lieder in ihrer Herkunftssprache zu lehren oder die gleiche Geschichte, die von der Erzieherin auf Deutsch präsentiert wird, in ihrer Sprache vorzulesen. Die Einbindung der Migrant/innen stärkt ihr Selbstbewusstsein und führt zu einem größeren Engagement im Kindergarten; sie lesen auch mehr zu Hause vor. Für die Entwicklung der österreichischen Kinder ist wichtig, dass sie sich in diesen Situationen immer wieder in der Rolle der Nichtverstehenden erleben. Dies fördert ihr Verständnis für die Situation von Migranten (-kindern).

Als Beitrag zur interkulturellen Erziehung können Migrant/innen auch von ihrem Herkunftsland und den dortigen Lebensverhältnissen, Sitten und Bräuchen berichten, Fotos oder Dias zeigen, den Kindern Spiele aus ihrer Heimat beibringen, mit ihnen typische Landesgerichte kochen oder mit ihnen handwerkliche Tätigkeiten wie Flechten oder Knüpfen üben. Ferner können (religiöse) Feste gemeinsam gefeiert werden, wobei Migrant/innen die Festgestaltung übernehmen und über die Entstehung, den Sinn und die Bedeutung des jeweiligen Festes informieren. Die Anschaffung eines interkulturellen Kalenders durch den Kindergarten kann für die Planung solcher Angebote sehr hilfreich sein. Solche Feiern sind eher zu empfehlen als so genannte "multikulturelle Feste", bei denen Migrant/innen auf die Rolle derjenigen festgelegt werden, die exotisches Essen kochen und Folklore darbieten. Hier werden Stereotype und Vorurteile eher verfestigt als abgebaut.

Veranstaltungen für Eltern Migrant/innen mit schlechten Deutschkenntnissen können an Elternabenden oder Gesprächskreisen nur teilnehmen, wenn für sie gedolmetscht wird (z.B. in so genannten "Murmelgruppen"). Es ist sinnvoll, wenn die Erzieher/innen dann möglichst langsam sprechen und die übersetzende Person vorab über die zentralen Inhalte der Veranstaltung informieren.

Informationsveranstaltung "Interkulturelle Pädagogik - eine Chance für mein Kind": die relevanten Erziehungsziele und deren Umsetzung werden diskutiert. Hier kann auch den österreichischen Eltern die Angst genommen werden, dass ihre Kinder benachteiligt würden. Ähnliches gilt für einen Elternabend zum Thema "Förderung der Mehrsprachigkeit im Kindergarten": Diskutiert wird, wie Erzieher/innen im Kindergarten die Sprachkompetenz aller Kinder fördern, wie sie Migrantenkindern die deutsche Sprache vermitteln und auf welche Weise deutsche Kinder eine Zweitsprache erlernen - nämlich auf spielerische und ganzheitliche Weise.

Elternabende können der Intensivierung des Kontakts zwischen deutschen und Migranteneltern dienen z.B. eine Veranstaltung zum Thema "Spiele und Lieder meiner Kindheit".

Diese könnte mit Paarinterviews beginnen, bei denen jeweils zwei Eltern einander anhand eines Fragebogens über ihre Kindheit interviewen. Danach stellen sie ihre/n Partner/in der Gesamtgruppe vor. In der Diskussion kann dann herausgearbeitet werden, wie unterschiedlich Kindheit in verschiedenen Kulturen ist und wie sich die eigene Kindheit vor der heutigen unterscheidet. Anschließend stellen die Eltern einander Lieder und Spiele aus ihrer Kindheit vor; die Lieder können auch in der Herkunftssprache vorgesungen werden. Zum Schluss werden sie von den Erzieher/innen aufgefordert, an einem Tag in den Kindergarten zu kommen und die Lieder und Spiele den Kindern beizubringen oder sie zu Hause bei den eigenen Kindern einzusetzen.

Ein Elternabend nur für Migrant/innen kann angeboten werden. Thema "Integration leben - Erfahrungen, Vorstellungen und Wünsche": Die Eltern malen ein Bild darüber, wie sie sich in Österreich fühlen. Dann zeichnen jeweils zwei Elternteile ein "Integrationshaus" und ordnen dessen Bestandteilen vorgegebene Begriffe zu, die alle mit Integration zu tun haben (z.B. Toleranz, Kirche, Geld, Rechte). Danach stellt jedes Team die drei Bilder vor. Es ergibt sich "automatisch" eine Diskussion darüber, was die Eltern unter Integration verstehen, wie weit sie sich in Österreich als integriert erleben und was sie nun unter "Heimat" verstehen.

Thema: wie Migrant/innen besser im Kindergarten, in der Elternschaft und im Gemeinwesen integriert werden können. Manchmal ist es auch sinnvoll, Gesprächskreise nur für Migrant/innen anzubieten. Hier können zugewanderte Eltern miteinander und mit den Erzieher/innen über die Erziehung der Kinder in Familie und Kindergarten diskutieren, wobei sich auch Probleme wie ungesunde Ernährung oder Missachtung der Autorität der Fachkräfte durch manche Buben (die Frauen nicht achten, weil diese in ihrer Herkunftskultur einen geringen Stellenwert haben) ansprechen lassen.

Ferner können z.B. die individuelle Migrationsgeschichte, die Lebenssituation in Österreich und die eigene Identitätsentwicklung reflektiert werden. Oder es werden Informationen über das deutsche Bildungssystem, psychosoziale Dienste, Sozialleistungen, das Ausländerrecht u.Ä. vermittelt - was oft externe Fachleute übernehmen können. Ferner können die Teilnehmer/innen miteinander kochen oder backen, Handarbeiten machen, einen Ausflug unternehmen usw. Leben viele Mütter in traditionell muslimischen Familien, sollte der Gesprächskreis auf Frauen begrenzt werden, damit diese Mütter teilnehmen können.

ErzieherInnen sollten in der Elternarbeit zunächst per Situations- und Bedarfsanalyse herausfinden, welche Bedürfnisse und Wünsche Migranteneltern haben.  Dann können verschiedene Formen der Elternarbeit ausprobiert werden - wobei Enttäuschungen nicht ausbleiben werden: Beispielsweise können manche Migranteneltern trotz aller Bemühungen nicht erreicht werden oder einzelnen Eltern vermittelte Angebote und Termine (z.B. ein Sprachkurs, ein Gespräch in der Frühförderstelle) werden nicht genutzt. Aber solche Frustrationen erleben Erzieher/innen auch mit österreichischen Eltern - und trotzdem trachten sie weiterhin nach einer Erziehungs- und Bildungspartnerschaft.

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