Männer in der Elementarpädagogik - Ein internationales Thema

Männliche Betreuer/Pädagogen im Elementarbereich sind selten!

Ein Diskurs um Geschlechtergerechtigkeit wird geführt!

Das Thema – von der Politik erstmals entdeckt – weckt

wachsendes Interesse an Männern in der Elementarpädagogik

 

Heute wurde ich wieder einmal mit dem Thema „Männer als Kindergruppenbetreuer“ konfrontiert und frage mich, warum es Männern in der Elementarpädagogik so schwer gemacht wird. Das Hauptargument war die Pflege der Kinder, d.h. Kinder müssen teilweise gewickelt werden, auf das WC begleitet und umgezogen werden, ja das ist offensichtlich ein NO GO für Männer! Männer werden vor allem in Kinderkrippen nicht sehr gerne gesehen und akzeptiert!

Sehr oft wird dann die Frage gestellt, warum ein Mann wohl diese Arbeit leistet? Welche Motivation hat ein Mann im elementarpädagogischen Bereich zu arbeiten. Besser wir sprechen nicht über die Annahmen und Glaubenssätze, die ich zu hören bekomme!

Nicht zu vergessen ist die Haltung „Der Mann ist der Ernährer!“ – Wie kann ein Mann mit diesem Beruf, sprich diesem Verdienst eine Familie ernähren? Welche Lebens- und Berufsplanung hat „so ein Mann“ wohl?

Überlegen wir einmal: In unserer „modernen“ Zeit: Väter gehen in Karenz, Väter kümmern sich um ihre Kinder! Väter übernehmen Erziehungsarbeit und Verantwortung und engagieren sich für die Erziehung und Bildung ihrer Kinder! Immer häufiger sind es Väter, die ihre Kinder in die Kindergruppe bringen und abholen. Väter kommen zu Elterngesprächen oder Elternabenden. Väter begleiten und betreuen ihre Kinder während der Eingewöhnungsphase.

Väter finden meist Frauen als Ansprechpartnerinnen in den Betreuungseinrichtungen vor, sehr selten ist es der Fall, dass männliche Betreuer oder Pädagogen den Vätern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen! Wie wäre es mit Erziehungsgesprächen von Mann zu Mann?

Wir arbeiten an Themen wie Vielfalt und Veränderung!

Warum verwehren oder erschweren wir Männern die Möglichkeit im elementarpädagogischen Bereich, einem gesellschaftlich wichtigen Berufsbereich,  zu arbeiten?

Wie frage ich mich unterscheiden sich Frauen und Männer in ihrem Erziehungsverhalten?

Je mehr Männer im elementarpädagogischen Bereich arbeiten, desto mehr verändern sich Einschränkungen im Bereich der Geschlechterrollen sowie der Vorstellung der klassischen Männer- und Frauenberufe sowie der klassischen Rolle: Mann und Frau!

Ist es nicht wichtig darauf zu achten wer „dieser Mann“ ist, was „dieser Mann“ an Qualifikationen und Fähigkeiten mitbringt. Priorität sollte die Persönlichkeit des Einzelnen sowie dessen Qualifikationen sein!

Kinder brauchen Vorbilder! Wir können von männlichen Rollenvorbildern sowie männlich geprägten Lernangeboten profitieren!

Kolleginnen – Frauen im elementarpädagogischen Bereich reagieren oft mit Sprüchen wie „typisch Mann“, „naja ein Mann eben, was sollen wir da schon erwarten“, „er bekommt genau so viel bezahlt wie wir, er soll die Arbeit machen und sich anstrengen“ oder „na klar, ein Mann, der glaubt wohl er kann sich alles erlauben“. Die Liste solcher Aussagen kann endlos weitergeschrieben werden.  Wie also wirkt sich „dieser Mann“ auf ein Team und die Teamarbeit im pädagogischen Alltag aus?

Die Frage liegt mir auf der Zunge, ob die Kolleginnen befürchten, dass eine Zunahme des Männeranteils in der Berufsgruppe der Elementarpädagogik dazu führen kann, dass Männer Frauen Konkurrenz machen, vielleicht die Stellung der Frau als Elementarpädagogin gefährden?

Gleichzeitig drängt sich mir die Frage auf: Was genau Frauen Männern in der Tat zutrauen?

Andererseits wieder melden sich Kolleginnen zu Wort, die sich einen männlichen Kollegen wünschen! Die Veränderungen, die männlichen Kollegen mitbringen beleben die Kindergruppe und ermöglichen somit eine positive Weiterentwicklung der gemeinsamen Arbeit.

Ich habe heute diesen Artikel in der Wiener Zeitung gelesen, ein Artikel, der Männern vielleicht Mut macht in der Branche Elementarpädagogik zu arbeiten und Frauen vielleicht zum Nachdenken anregt!

 

Mehr Männer in die Kindergärten

Gastkommentar von Nina Hover-Reisner (Quelle Wiener Zeitung, 26.01.2017)

Nina Hover-Reisner ist Leiterin des Bachelorstudiengangs für Sozialmanagement in der Elementarpädagogik an der FH Campus Wien. Nina Hover-Reisner ist Leiterin des Bachelorstudiengangs für Sozialmanagement in der Elementarpädagogik an der FH Campus Wien.

Der Männeranteil in elementarpädagogischen Einrichtungen liegt in Österreich aktuell bei etwa einem Prozent. Geringe Entlohnung, schlechtes Image und kaum Aufstiegschancen spielen dabei eine Rolle. Deutschland hat bereits fünf Prozent erreicht. Bei der Akademisierung ist uns unser Nachbarland auch einen Schritt voraus - seit 2004 werden für Bildung und Erziehung im Kindesalter Bachelor- und Masterstudiengänge der Kindheitspädagogik angeboten. In Österreich ist die breite Ausbildung von Elementarpädagoginnen und -pädagogen an Hochschulen noch immer nicht Realität.

Gleichzeitig wird der Ruf nach mehr Männern in Kindergärten lauter. Auch die EU strebt eine höhere Männerquote an. Schon bisher besteht breiter Konsens darüber, dass Kinder von mehr Männern in Kindergärten profitieren. Häufig wird argumentiert, dass Kinder Männer als Identifikationsfiguren bräuchten und gendersensible Pädagogik beiderlei Geschlechter voraussetze - umso mehr, als die Zahl alleinerziehender Mütter zunimmt.

Bisher lagen aber kaum wissenschaftliche Untersuchungen darüber vor, inwieweit sich männliche Pädagogen in ihrem Umgang mit Kindern von weiblichen Pädagoginnen unterscheiden. Die Forderung nach mehr Männern einer wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen und nicht bloß auf Erfahrungswissen zurückzugreifen, ist genau der Zugang, den das Studium der Elementarpädagogik vermittelt und den wir in unserer Arbeit mit Kindern dringend brauchen.

Holger Brandes von der Evangelischen Hochschule Dresden schließt mit der "Tandem-Studie" diese Forschungslücke. Er vergleicht die konkrete pädagogische Aktivität von Pädagogen und Pädagoginnen in einem quasi-experimentellen Setting. Dabei wird das Verhalten der Fachkräfte hinsichtlich verschiedener Dimensionen eingeschätzt. Außerdem erlaubt das Material Aussagen zu bevorzugten Themen, Materialien und Aktivitätsformen. Die Studie zeigt, dass sich hinsichtlich fachlicher Standards kein relevanter Geschlechtseffekt nachweisen lässt. Im Aufgreifen von Themen und Interessen der Kinder manifestieren sich aber Differenzen, die mit dem Geschlecht korrelieren. Es weist nach, dass weibliche wie auch männliche Fachkräfte unter einigen Aspekten mit Buben anders umgehen als mit Mädchen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen somit, dass es tatsächlich mehr Männer in unserem Beruf braucht, um Kindern vielfältige Erfahrungen zu ermöglichen. Der mit der längst überfälligen Akademisierung der Elementarpädagogik einhergehende Imagewandel und ein entsprechendes Einkommen wären überzeugende Argumente, um mehr Männer für diesen Beruf zu gewinnen.

Im heurigen Frühjahr schließen die ersten Absolventinnen und Absolventen ihr Studium "Sozialmanagement in der Elementarpädagogik" an der FH Campus Wien ab, Österreichs ersten Studiengang, der sich explizit an Leiterinnen und Leiter von Kindertagesstätten richtet. Darunter wird nur ein männlicher Absolvent sein. Die elementarpädagogische Grundausbildung auf Hochschulniveau zu heben, wäre der nächste logische Schritt.

 

Ein brisantes und vieldiskutiertes Thema als Anregung und einfach nur so zum Nachdenken!

Ich hoffe ich konnte Ihr Interesse wecken und Diskussionen ob am Arbeitsplatz oder zuhause anregen!

Für noch mehr Informationen habe ich einige Links für Sie herausgesucht. Ich freue mich, wenn Sie diese lesen und mithelfen ein positives Bild für „Männer in der Elementarpädagogik“ zu kreieren!

https://www.uibk.ac.at/psyko/forschung/elementar/pdf-dateien-fachtagung/rohrmann-maenner-in-kitas-international-2010-text.pdf

http://www.oif.ac.at/fileadmin/OEIF/Veranstaltungen/koch_20112014.pdf

https://www.sozialministerium.at/cms/site/attachments/4/8/6/CH3434/CMS1459846768801/19_wirkungsstudie_maennliche_kindergartenpaedagogen_finale_version1.pdf

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